Schulprofil / Unterricht

Die Freie Waldorfschule Gera ist eine Gesamtschule, das heißt Kinder mit den unterschiedlichsten Begabungen, aus allen sozialen Schichten und mit verschiedenen beruflichen Zielen lernen bis zum Abschluss gemeinsam in einem Klassenverband. Jedes Kind bekommt so die gleichen Chancen und kann sich bestmöglich entwickeln.

Das Prinzip der Auslese wird durch individuelle Förderung ersetzt. So gibt es auch kein Sitzenbleiben und die Leistungen werden nicht durch den einheitlichen Bewertungsmaßstab der Notenvergabe, sondern durch individuelle schriftliche Einschätzungen bewertet. Die Schülerinnen und Schüler erhalten jeweils zum Schuljahresende ausführlich charakterisierende, schriftliche Zeugnisse. Erst in Vorbereitung auf die Prüfungen und bei den Abschlüssen werden, um die Vergleichbarkeit mit anderen Schulabgängern zu gewährleisten, Noten vergeben.

Die Waldorfschule Gera ist eine teilweise offene Ganztagsschule. Die Kinder der Unterstufe (bis Klasse 4) können am Nachmittag im Hort betreut werden, beziehungsweise an freiwilligen Zusatzangeboten teilnehmen. Ab der 5. Klasse findet nach einer reichlichen Mittagspause am Nachmittag Fachunterricht statt. Auch hier besteht an einigen Tagen die Möglichkeit, eine Nachmittags-AG zu besuchen.

Der Unterricht gliedert sich je zur Hälfte in den Hauptunterricht und den Fachunterricht. Ersterer findet in „Epochen“ statt und wird bis zur 8. Klasse vom Klassenlehrer gegeben. (Als Epoche wird in der Waldorfpädagogik die blockweise Durchführung des Unterrichts bezeichnet – im Hauptunterricht wird über den Zeitraum von 3-4 Wochen jeweils ein Fach konzentriert und täglich unterrichtet und dann im nächsten Zeitraum ein anderes.)

Im Hauptunterricht lernen die Schüler zunächst die elementaren Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, und Rechnen. Später kommen dann im Hauptunterricht auch Fächer wie Geschichte, Geografie, Biologie, Physik, Chemie und Astronomie, hinzu.

Neben dem Hauptunterricht  gibt es den Fachunterricht. Dieser bedarf einer fortlaufenden Übung und wird von entsprechenden Fachlehrkräften wöchentlich abgehalten. Er beinhaltet zum Beispiel Fremdsprachen (in unserer Schule ab der 1. Klasse Russisch und Englisch), künstlerisch-handwerkliche Fächer (Handarbeit für beide Geschlechter, Malen / Zeichnen, Musik,...) und auch Sport.

In den ersten 8 Schuljahren werden die Kinder – soweit dies möglich ist – durchgängig von der selben Klassenlehrerin  oder vom selben Klassenlehrer unterrichtet. Nach dem 8. Schuljahr, in der Oberstufe, steht den jungen Menschen eine Klassenbetreuerin oder ein Klassenbetreuer zur Seite. Den Unterricht übernehmen jetzt durchgängig die Fachlehrerinnen und Fachlehrer, die die Schüler durch inhaltliche Vertiefung in ihren speziellen Fächern auf das Leben vorbereiten.

Die Oberstufenzeit ist neben den vielfältigen Praxiszeiten (von Klasse 9 bis 11 insgesamt je drei Klassen- und drei Betriebspraktika) auch gleichzeitig die Vorbereitung auf den Waldorfabschluss sowie die staatlichen Abschlüsse.

Abschlüsse

Die Schulzeit an einer Waldorfschule umfasst bis zu 13 Schuljahre. In der 10. Klasse besteht die Möglichkeit des Hauptschulabschlusses, der Realschulabschluss erfolgt zum Ende der 12. Klasse. Schülerinnen und Schüler, welche gern ein Abitur ablegen möchten, wechseln derzeit zu Beginn der 11. Klasse an die Partnerschule des Trägervereins, an die Freie Waldorfschule Jena, und haben am Ende des 13. Schuljahres die Möglichkeit, das Abitur abzulegen.

Neben dem staatlichen Abschluss wird von den Jugendlichen in der 12. Klasse der Waldorfabschluss erworben. Er umfasst eine Theateraufführung und eine künstlerische Darbietung im Unterrichtsfach Eurythmie, welches von der 1. Klasse an zum Stundenplan gehört. Darüber hinaus gehören zum Waldorfabschluss eine Jahresarbeit und alle Praktika, welche die Schüler im Laufe ihrer Oberstufenzeit durchlaufen: Forst-, Landwirtschafts-, Landvermessungs-, Sozial-, Handwerks- und Industriepraktikum.

Die möglichen Schulabschlüsse, Hauptschulabschluss, Realschulabschluss und Abitur, sind völlig gleichwertig mit den Abschlüssen aller anderen Schulen des Landes und werden unter staatlicher Kontrolle erworben.

 

Hier können Sie sich die Broschüre Prüfungen und Abschlüsse an Waldorfschulen herunterladen. (Blickpunkt 5 des Bundes der Freien Waldorfschulen)  

Förderbereich

Jedes Kind hat sein eigenes Lerntempo und jedes Kind hat Stärken und Schwächen. Diese Schwächen auszugleichen, Erfolgserlebnisse schaffen, um das Selbstvertrauen zu stärken, eine helfende Hand zu reichen, wenn es alleine nicht mehr weitergeht - das sehen die Kolleginnen und Kollegen im Förderbereich als ihre Aufgabe an.

Lehrerinnen und Lehrer sowie Therapeutinnen und Therapeuten arbeiten Hand in Hand. Gemeinsam schauen sie auf die Kinder und legen fest, wie mit den Kindern außerhalb des regulären Unterrichts gearbeitet wird. Dabei geht es nicht nur um das Lesen, Schreiben und Rechnen üben. Der künstliche Aspekt der Sprache, Rhythmus, aber auch die unmittelbare Berührung mit der Kunst, z.B. durch Malen, Plastizieren oder die Arbeit mit Speckstein haben einen sehr hohen Stellenwert in unserer täglichen Arbeit.

Hauptunterricht

Der Hauptunterricht wird bis zur 8. Klasse von der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer erteilt.Er ist dreifach gegliedert.

Im sogenannten rhythmischen Teil zu Beginn des Hauptunterrichts wird gesungen und es werden Gedichte rezitiert.

Im Lernteil werden die entsprechenden Inhalte in verschiedenen Unterrichtsformen erarbeitet.

Im Erzählteil wird die Welt der Sagen, Märchen und Legenden, die unsere Kultur bis heute beeinflussen, hörend erschlossen.


Der Hauptunterricht umfasst in den Klassen 1 - 4 folgende Fächer:

  • Rechnen
  • Schreiben und Lesen
  • Sachkunde: Heimat- und Himmelskunde
  • Berufskunde, Tierkunde
  • Formenzeichnen und Malen


Daneben werden Projekte realisiert. So wird z.B. in der dritten Klasse ein kleines Bauprojekt geplant und umgesetzt. Es wird die Herstellung des Brotes vollständig erlebt: Die Kinder säen, bewirtschaften mit ihrer Klassenlehrerin oder ihrem Klassenlehrer das Feld, ernten, dreschen, mahlen und backen am Ende das Brot.

Weitere Projekte sind kleine Theaterstücke, die im rhythmischen Teil des Unterrichts eingeübt werden und in der Schulöffentlichkeit aufgeführt werden.



Ab Klasse 5 differenziert sich der Fächerkanon:

      - Mathematik, Geometrie
      - Sprachkunde, Grammatik, deutsche Rechtschreibung
      - Geografie
      - Geschichte
      - Biologie
      - Physik (ab 6. Klasse)
      - Astronomie (ab 6. Klasse)
      - Chemie (ab 7. Klasse)

In vielen Fächern wird Erlerntes durch das Schreiben von Aufsätzen gefestigt. Ein wesentliches Prinzip ist, dass Gesetzmäßigkeiten durch anschaulichen Unterricht selbst erkannt werden.

Fachunterricht

Die Fachunterrichte wie Sprachen und musisch-künstlerische und handwerkliche Fächer, die ein wiederholendes Üben erfordern, werden in den Fachstunden mit festem Wochenstundenplan erteilt.

Dazu gehören: Englisch, Russisch, Handarbeit, Werken, Gartenbau, Musik, Malen, Eurythmie (Bewegungskunst) und Sport. 

Künstlerischer/handwerklicher Unterricht

Musik, Kunst und Handwerk nehmen im Fächerkanon unserer Waldorfschule eine wichtige Stellung ein. Nicht der Handwerker, der Musiker oder der Künstler schlechthin sollen herangebildet werden, sondern es sollen grundlegende Fähigkeiten für das Leben erworben werden, die durch diese Tätigkeiten gefördert werden. Diese hier erlernten Kulturtechniken sind gleichsam Schlüssel zu Lebenstüchtigkeit, Lebensbejahung, Lebensgestaltungskraft und Offenheit / Empfänglichkeit für die Schönheiten des Lebens.

Im Handarbeitsunterricht, beim Erlernen  eines Instrumentes oder im Herantasten an verschiedene Handwerke wie Töpfern, Schnitzen, Schmieden u.a. bildet sich feinmotorische Geschicklichkeit aus, schärfen sich die Sinne und erprobt sich die zupackende Tatkraft. Neben den Ausdauer- und Willenskräften werden aber auch das konzeptionelle Denken, die innere Beweglichkeit und die seelische Urteilsfähigkeit geschult. Als Gestalter ist das ganze Kind an der Entstehung von Werkstücken und Kunstwerken beteiligt und erfährt somit auch alle Anstrengungen und Glücksmomente eines solchen künstlerisch-handwerklichen Prozesses.

Folgende Fächer gehören zum handwerklich-künstlerischen Bereich:
      - Musik / Chor / Istrumentalunterricht
      - Malen / Zeichnen / Formenzeichnen / künstlerisches Plastizieren
      - Handarbeit
      - Handwerksunterricht
      - Gartenbau
      - Eurythmie
      - Künstlerisch-Sprachlicher Unterricht / darstellendes Spiel

 

Malen/Formenzeichnen/Zeichnen

Von der ersten Klasse an ist das Wasserfarbenmalen ein fester Bestandteil des künstlerischen Unterrichts. Hier können die Kinder die Wirkung von Farben erleben und spüren und sich immer größere Fertigkeiten im Umgang mit Farbe und Pinsel erarbeiten. Das Formenzeichnen ergänzt und erweitert das gestalterische Repertoire. Hier sind es geometrische Formen, die geübt werden. Spätestens in der Mittelstufe fließen beide Fächer im gegenständlichen Malen und Zeichnen zusammen. In der Oberstufe entstehen nicht nur immer individuellere Kunstwerke, sondern die Schülerinnen und Schüler werden von einer Kunstlehrerin oder einem Kunstlehrer bei ihren eigenen Kunstprojekten begleitet und auch in Kunstgeschichte unterrichtet.

 

Handarbeit

„Ich glaub`, man kann alles stricken!“ – dieser freudige Ausruf eines Erstklässlers macht deutlich, wie stark jede selbstständig ausgeführte Tätigkeit das Selbstvertrauen und das Wohlempfinden fördert. Das Stricken, Häkeln und Nähen von kleinen sinnvollen Alltagsgegenständen erlernen Jungen und Mädchen von der ersten Klasse an gemeinsam. Dabei geht es nicht nur um handarbeitliche Fertigkeiten: Durch eine differenzierte Feinmotorik wird die Gehirnentwicklung in besonderer Weise angeregt – davon, nicht nur vom Stricken selbst, profitieren die Schüler ein Leben lang.

Ihre Freude an der Schönheit und am tätigsein hilft den Kindern beim Stricken, Häkeln, Nähen und Sticken – bei Fertigkeiten, mit denen sie im Laufe der ersten Schuljahre Flötenbeutel, Umhängetaschen, Stofftiere und Puppen, Strümpfe und Mützen auf künstlerische Weise herstellen.

In der 8. Klasse lernen die Schülerinnen und Schüler die Nähmaschine zu gebrauchen und können bei der Erstellung der Kostüme für ihr großes Klassenspiel helfen.

Im 9. Schuljahr schneidern sie ein Kleidungsstück – eine anspruchsvolle Herausforderung, die zugleich ein sichtbares Zeugnis des erworbenen Könnens bedeutet.

In der 10. Klasse folgen mit Spinnen und Weben zwei weitere Künste, die sowohl handwerkliches Können als auch vorausschauendes Denken verlangen.

Das Buchbinden und die Kartonage in der 11. und 12. Klasse runden die Materialkunde ab. Nach zwölf Jahren Handarbeit haben die Schülerinnen und Schüler gelernt, die Fäden selbst in die Hand zu nehmen.

 

Handwerksunterricht

Im Handwerksunterricht steht zunächst das Holz als wichtiger natürlicher Rohstoff als Material für alle Arbeiten zur Verfügung. Es wird geschnitzt, gebeilt, geraspelt und gefeilt - am Ende entstehen aus den Holzstücken kleine Tiere, Löffel oder sogar bewegliche Spielsachen. Dieser Unterricht, der nicht nur die Motorik verfeinert, sondern auch den Durchhaltewillen stärkt, beginnt in der 4. Klasse und begleitet die Schülerinnen und Schüler bis in die Oberstufe.

Bei der Arbeit mit den verschiedenen Werkzeugen können die Schülerinnen und Schüler ihre wachsenden Kräfte erproben und erlangen immer mehr Fähigkeiten im Umgang mit den unterschiedlichen Materialien. In der oberen Mittelstufe bauen sie einfache Gebrauchsgegenstände, die eine große Maßhaltigkeit erfordern und später werden grundlegende Techniken des Schreinerns erlernt. Andere Rohstoffe verlangen andere Arbeitsschritte, es erzieht nicht nur der Lehrer, sondern auch die Natur der Werkstoffe verlangt den Schülerinnen und Schülern bestimmte Tätigkeiten ab, um zu einem Arbeitsergebnis zu kommen. In der Oberstufe kommen Aufbaukeramik, Kupfertreiben und Schmieden dazu.

 

Gartenbau

Die Zeit im Schulgarten ist fest in den Stundenplan der Klassenstufen 5 – 8 integriert. In diesen Stunden lösen sich die Begrenzungen des Schulgebäudes auf und es bietet sich die Möglichkeit, viele Sinneserlebnisse in der Natur zu schaffen.
Über den Garten entdecken die Kinder die Erde, die Vegetation und den Jahreslauf. Mit allen Sinnen nehmen sie dort die Blumen, Nahrungspflanzen, Kräuter, Bäume, Insekten und Vögel unserer Umwelt wahr. Sie lernen die Gartenarbeiten auszuführen, die der Jahreslauf fordert: Erd- und Bodenvorbereitung, Säen, Pikieren, Pflanzen und Ernten, Bodenbearbeitung und Kompostierung. Immer wieder stehen auch Bauprojekte an, bei denen die Schülerinnen und Schüler tatkräftig mitwirken. Der Garten birgt die wunderbare Eigenschaft, dass die Vielfalt der Betätigungsfelder und die möglichen Variationen der Aufgaben den individuellen Fähigkeiten der jungen Menschen sehr entgegenkommen.
Neben der Schärfung der Sinneswahrnehmung werden grob- und feinmotorische Abläufe geschult und oft sind Ausdauer und Anstrengung vonnöten, um die Aufgaben umzusetzen und fertig zu stellen. Diese Arbeiten werden für die jungen Menschen noch wertvoller, wenn sie auch von ihnen selbst als sinnvoll wahrgenommen werden. Aus diesem Grund werden die Erzeugnisse aus dem Schulgarten frisch in unserer Schulküche verarbeitet und zum Mittag serviert oder von den Schülerinnen und Schülern selbst im Umfeld der Elternschaft „vermarktet“ oder natürlich direkt vernascht.
Letztendlich fördert jede Form von Tätigsein in einem Garten die Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein. Somit ist die Zeit im Garten mit viel Potenzial für die Zukunft verbunden.
„Nur, wenn Kinder Kontakt zur Natur haben, werden sie diese lieben und schützen können…“

 

Eurythmie

Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die an Waldorfschulen in allen Klassen unterrichtet wird. Im Unterschied zu gymnastischen, pantomimischen oder tänzerischen Bewegungen, die völlig frei gestaltet werden können, gibt es in der Eurythmie für jeden Buchstaben und jeden Ton eine ganz bestimmte Gebärde – es handelt sich also um sichtbar gemachte Sprache und Musik. In der Lauteurythmie stellen die Schüler zum Beispiel dar, was in einem Gedicht an Lauten lebt, und in der Toneurythmie, was in den Tonintervallen einer musikalischen Komposition lebt.

Musik- und Instrumentalunterricht

An unserer Schule lebt die Musik in verschiedensten Formen. Immer wieder erschallen fröhliche Gesänge aus den Klassenräumen und in den unteren Klassen wird das Flötenspiel geübt. Ab der zweiten Klasse lernen alle Kinder in kleineren Gruppen ein Streichinstrument und erwerben sich somit Fähigkeiten, später in der Mittelstufe auch einmal als Klassenorchester aufzutreten. Im Musikunterricht beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler dann auch mit den musikgeschichtlichen und -theoretischen Hintergründen und hören genau hin, wenn verschiedene Klänge ertönen.

Musik hat einen luftigen und leicht vergänglichen Charakter. Etwas klingt, Klang entsteht, wenn man etwas in Bewegung bringt – eine Saite, eine Luftsäule, eine Membran. Die Qualitäten der Klänge wie Dichte, Farbe, Dynamik und ihre zeitlichen Abläufe (Rhythmus und Form) werden erlebbar.

Der junge Mensch, der Musikstücke und Lieder übt, lernt zu horchen, innerlich mitzuschwingen, zu antworten und aktiv zu sein. Durch die rhythmische Betätigung und Gliederung wendet er mathematische Gesetze praktisch an. Er erlebt ständig den Übergang von Materie und Geist, da er Materialien zum Schwingen bringt und etwas entsteht, das sich physisch am Rande der Greifbarkeit bewegt.

Die Kinder lernen einem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Sie tun dies in der Gruppe gemeinsam, bilden eine emotionale Gemeinschaft, was in heutiger Zeit ein unschätzbarer Wert ist. Beim Singen gleichen sich die Herzschläge an. Beim gemeinsamen Musizieren muss man aufeinander achten.

Im Unterschied zum Handwerk entsteht ein „Produkt“, dass auf den ersten Blick nicht zwingend zum Leben gebraucht wird, das ihm aber Geistes- und Seelenkräfte verleiht, denn ohne Schönheit kann der Mensch nicht leben. Die dazu notwendige haptisch-feinmotorische Geschicklichkeit, welche sich nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen auch positiv auf ein differenziertes Denkvermögen auswirkt (beide Hirnhemisphären werden gleichermaßen aktiviert), bildet sich beim Üben genauso subtil heraus, wie eine breit gefächerte Sozialkompetenz.

Oberstufe

Kern unseres pädagogischen Konzeptes (Flyer Oberstufe) ist es, dass unsere Schülerinnen und Schüler nicht nur intellektuelle Kenntnisse erlangen, sondern sie sollen sich auch tätig mit der Welt verbinden.

Im Forst- und Landwirtschaftspraktikum der 9. Klasse tun sie dies, indem sie mit und in der Natur arbeiten, z.B. Holz bearbeiten, Setzlinge stecken, Kühe melken usw. In der 10. Klasse erleben die Schülerinnen und Schüler angewandte Mathematik im Vermessungspraktikum.
Einen Einblick in die Arbeitswelt bieten immer wieder auch individuell gestaltete Praktika in Handwerksberufen und der Industrie. So absolvieren die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 10 und 11 ihre Betriebspraktika in Unternehmen aus Gera und Umgebung, aus dem sie mit reichen Erfahrungen, neuen Fähigkeiten und guten Beurteilungen zurückkehren. Sie können dabei so richtig in das Berufsleben eintauchen und sich dort beweisen. Ein Bewusstsein für soziale und moralische Verantwortung entwickeln sie im Sozialpraktikum, indem sie sich in der 11. Klasse um hilfsbedürftige Menschen kümmern.

Auch im Schulunterricht stehen lebensnahe Fragen im Mittelpunkt. Das Ausbilden der individuellen Urteilskraft durchzieht den Unterricht der Oberstufe. In den verschiedenen naturwissenschaftlichen, sprachlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern werden die Gesetzmäßigkeiten der Welt untersucht, hinterfragt und verknüpft. Der Epochenunterricht eignet sich hierbei besonders, um die verschiedenen Themen auch fächerübergreifend in Zusammenhang zu bringen und so intensiv zu behandeln, wie es in wochenweisen Einzelstunden nicht möglich wäre. Die Schülerinnen und Schüler lernen nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem mit "Herz und Hand", denn nur so können Themenkomplexe ganzheitlich von den Schülerinnen und Schülern ergriffen werden. Am Ende der Oberstufe sollen die jungen Menschen gefestigt eigene, zukunftsorientierte Entscheidungen treffen können.

Nach Anfertigung einer Facharbeit zu einem selbstgewählten Thema in der 11. Klasse, einem gelungenen 12.-Klass-Theaterspiel und dem künstlerisch gestalteten Eurythmie-Abschluss, erhalten die Schülerinnen und Schüler ihren Waldorfabschluss. Im Moment entwickeln wir ein Abschlussportfolio (www.apf-waldorf.de). Daneben besteht die Möglichkeit, einen staatlich anerkannten Abschluss zu erwerben. Momentan bereiten wir die Schülerinnen und Schüler auf den Realschulabschluss in der 12. Klasse vor. Freiwillig kann der Hauptschulabschluss in der 10. Klasse erworben werden. Das Abitur wird gegenwärtig in Kooperation mit der Freien Waldorfschule Jena angeboten. Der Wechsel erfolgt zur 11. Klasse.

Mit den Abschlüssen und mannigfaltigen Erfahrungen aus den Praktika und dem handwerklich-künstlerischen Unterricht sind unsere Schülerinnen und Schüler gut gerüstet für die Zukunft.